Modulares, serielles Bauen muss seine Nischenrolle verlassen

Am 22.02.2024 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Baubranche, um sich zum Thema „Rohbau der Zukunft“ auszutauschen. Gegenstand der Veranstaltung waren modulares, serielles Bauen und wie setzen wir Materialien sinnvoll gemäß ihrer individuellen Stärken und Eigenschaften ein. Der Eberswalder Stahlhandel hatte Referenten der Unternehmen BAMTEC, GRBV und Tinglev eingeladen, die aus unterschiedlichen Richtungen die Aufgabe „Modulares Bauen“ beleuchtet haben.

Unser Geschäftsführer Thomas Hensel hat zum Thema „Entwicklung eines Raummoduls in Skelettbauweise“ referiert. GRBV war als Tragwerksplaner Teil eines Expertenteams, welches einen Technisch Optimierten Prototypen (TOP) für modulares Bauen von Mikroappartements entwickelt hat.

Für ein Studierendenwohnheim, errichtet in Holz-Hybrid-Bauweise, wurde ein Raummodul aus einer Grundplatte aus Stahlbeton mit umlaufendem Randunterzug konstruiert. An diese Platte wurden vor Ort tragende Außenwände in Brettschichtholz und Holz-Stützen im Innenbereich angeschlossen. Neben den Außenwänden gewährleisten Treppenhauskerne die notwendige Aussteifung, so dass die Grundrisse maximal flexibel gestaltet werden können.

Einen ausführlichen Artikel zum entwickelten Prototypen können Sie sich hier herunterladen.

„Modulares, serielles Bauen“ ist kein Zukunftsthema. An vielen Stellen haben Projekte hierzu längst den Prototyp-Charakter abgeschüttelt. Warum also nimmt das Thema nicht schneller an Fahrt auf?

Gründe finden sich in mangelnder Akzeptanz von Nutzerinnen und Nutzern, unverträglichen, heterogenen Bauvorschriften und Vorbehalten bei Investoren aufgrund fehlender Erfahrung. Das modulares Bauen die Nöte der Wohnungswirtschaft in Bezug auf bezahlbaren Wohnraum lindern soll, hat es immerhin schon auf die Agenda der Bundesregierung geschafft.

Mit der Rahmenvereinbarung zwischen dem GdW, dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und dem Bundesbauministerium wurde 2023 die Rahmenvereinbarung 2.0 Serielles und modulares Bauen 2.0 beschlossen. Ziel der Offensive ist es, Bauprojekte mittels vorgefertigter Modulsysteme deutlich zu beschleunigen und Baukosten zu senken. Besonderer Augenmerk lag bei der Auswahl der Konzepte und Vertragspartner auf ökologischer Qualität und Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit der Schrobsdorff Bau AG sind wir Teil dieser Initiative.

Aber natürlich profitieren auch anderen Gebäudetypen wie Büro-, Schul- und Kitabauten, Hotels und Industriehallen von den Vorteilen des modularen Bauens: Kosteneffizienz, reduzierte Bauzeiten, hohe Qualität, ressourcenschonende Bauweise und eine große Flexibilität innerhalb der Gebäudeflächen.

Um diese vollends ausspielen zu können, ist es notwendig Bauvorschriften länderübergreifend zu vereinheitlichen. 2022 wurde vereinbart, dass einmal erteilte Typengenehmigungen bundesweit gelten sollen. Damit wäre für Investoren und Planende sichergestellt, dass die von ihnen gewählten Lösungen genehmigungsfähig sind. Im besten Fall würde es auch die Dauer der Genehmigungs­verfahren und somit der Projekte insgesamt verkürzen. Auch der Punkt „reduzierte Baukosten“ würde in besonderem Maße vom Verlassen der Nischenrolle profitieren.

Um die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer davon zu überzeugen, dass modulares Bauen auch gestalterisch und funktional durchaus überzeugen kann, sollten wir diese ermutigen einen Blick auf Projekte unserer europäischen Nachbarn zu wagen. Die strengen Nachhaltigkeitsvorschriften in den Niederlanden bspw. haben dort dazu geführt, dass die Modulbauweise dort längst ihr Image als Nischenlösung verloren hat.

 

 

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