NEUBAU FUSS- UND RADWEGBRÜCKE | MÖNCHENGLADBACH

2017 beschloss die Stadt Mönchengladbach, die 130 Jahre alte Brücke an der Bettrather Straße durch einen Neubau zu ersetzten. Sie lobte einen Wettbewerb für das Ingenieurbauwerk aus. Die Wünsche der Stadt waren klar formuliert: eine attraktive Fuß- und Radwegeverbindung, gleichzeitig aber auch eine gestalterisch markante Landmarke. Die neue Brücke wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mit 4,2 Mio. € gefördert, weshalb beim Entwurf auch die gesetzte Kostenobergrenze zwingend einzuhalten war. Der einfache, stützenfreie Entwurf der INGE von Werner Sobek AG, Lohaus Carl Köhlmos Landschaftsarchitekten und GRBV setzte sich gegen 14 Mitbewerber durch.

Getrennte Wege für den Fußverkehr und die Radfahrenden – für mehr Sicherheit

Die Brücke wird Teil einer potenziellen Radvorrangroute durch Mönchengladbach. Sie verbindet die Innenstadt und den Hauptbahnhof auf direktem Wege mit den nördlich gelegenen Stadtteilen.

Bislang teilten sich Fußgänger und Radfahrende eine Fahrbahn, weil ein Teil der alten Brücke aufgrund baulicher Mängel gesperrt werden musste. Der Entwurf der neuen Brücke sieht getrennte Spuren vor. An den Außenseiten der neuen Brücke ziehen sich Gehwege mit Sitzbänken entlang. Auf den Bänken können zukünftig Menschen verweilen, sich verabreden, austauschen und Ruhe tanken. Zwischen den beiden Spuren für Fußgängerinnen und Fußgänger verläuft ein separates Verkehrsband für Radfahrende, sicher abgetrennt durch die Hauptträger des Überbaus. Eine leichte Steigung entschleunigt die Fahrt – dies bietet Gelegenheit zum Luftholen und für einen Blick in die angrenzende Hermann-Piecq-Anlage.

Nachhaltigkeit, ohne das Budget zu reißen

Im Wettbewerb spielte die Nachhaltigkeit des Entwurfs eine eigenständige Rolle und floss als Bewertungskriterium in das Ergebnis ein. Ziel der INGE war es, das Thema Nachhaltigkeit im gesamten Planungs- und Bauprozess fortzuschreiben. Dazu wurde frühzeitig geprüft, welche Teile der Bestandsbrücke wiederverwendet oder recycelt werden können.

Außerdem wurde die neue Konstruktion so gestaltet, dass in Zukunft die Materialien wieder gut voneinander getrennt werden können. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass nur mit statisch erforderlichen Bauteilstärken geplant wurde, um nicht mehr Material als erforderlich einzusetzen. Zum Einsatz kommen sollen 474 t CO2-reduzierter Beton und 240 t Recycling-Stahl. Der Stahl wird mit einer echten Reduktion von CO2 und baustellennah in Duisburg produziert. Die Summe der errechneten CO2-Ersparnis beträgt rund 200 t.

Für die Bänke und Handläufe wurden ressourcenschonende, lokale Holzarten gewählt. Anstelle einer Pflasterung wird die Böschung unterhalb der Brücke begrünt. Um eine ausreichende Bewässerung sicherzustellen, werden Rigolen verbaut. Diese sammeln Niederschläge und geben sie sukzessive an das umgebende Erdreich ab. So versickert Niederschlag direkt vor Ort, was gleichzeitig bei Starkregen die Kanalisation entlastet.

Das Mauerwerk der alten Brücke und deren Geländer sollen an anderer Stelle eine neue Verwendung finden.

Effizienter Umgang mit den Ressourcen Zeit, Kosten und Qualitätssicherung durch BIM

Das Vorhaben wird als BIM-Pilot-Projekt durchgeführt. Mithilfe von Bauwerksinformations­modellierung – kurz BIM – arbeiten alle Planenden zeitgleich in unterschiedlichen digitalen Modellen des Projektes. Die Modelle werden regelmäßig zusammengeführt und abgeglichen. Sie liefern alle geometrischen und funktionalen Informationen zum Bauwerk über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg. Ziel ist es sicherzustellen, dass alle Beteiligten jederzeit auf aktuelle Daten und Planungsstände zugreifen können. Der Austausch wird einfacher, schneller und kollisionsfrei. Auch für die spätere Dokumentation, Instandhaltung und den Betrieb des Bauwerks liefern die Modelle Daten und Informationen.

Aktueller Planungsstand im Frühjahr 2024

Derzeit werden letzte Änderungen an den Leistungsverzeichnissen eingearbeitet, so dass die Ausschreibungen voraussichtlich Anfang Mai 2024 veröffentlich werden können.

 

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